Wortwörtlich steht TGV für „Train à Grande Vitesse“ und beschreibt die französischen Hochgeschwindigkeitszüge bestehenden aus verschiedenen Baureihen. Im September des Jahres 1981 fuhr der erste TGV mit einer Geschwindigkeit von 260 km/h die 500 Kilometer lange Strecke von Lyon nach Paris und benötigte dafür zwei Stunden und 40 Minuten anstatt den vorherigen üblichen dreieinhalb Stunden. Die französische Eisenbahngesellschaft SNCF betreibt die TGV-Züge, deren Hersteller Alstom ist, und das dazugehörige Hochgeschwindigkeitsnetz. SNCF ist Mehrheitseigentümer an dem Unternehmen Eurostar und somit gelten der Eurostar und der Thalys als Schwesterzüge vom TGV.
1. Strecken und Streckennetz
Der Erfolg der TGV-Züge ist größtenteils auf die Infrastruktur zurückzuführen. Auf allen TGV-Neubaustrecken können mit Geschwindigkeiten von 300 bis 350 km/h befahren werden. Das Hochgeschwindigkeitsnetzt des TGV durchzieht ganz Frankreich und die verschiedenen Linienabschnitte sind miteinander verbunden, damit hohe Geschwindigkeiten über längere Distanzen beibehalten werden können. Die geringen Reisezeiten werden auch aufgrund der Möglichkeiten zu den großzügigen Umfahrungen der Städte ermöglicht, da die Züge ihre Höchstgeschwindigkeiten beibehalten können und nicht abbremsen müssen. Zusätzlich wird das Hochgeschwindigkeitsnetz nur von TGVs befahren. Somit werden Verspätungen ausgelöst durch andere Züge vermieden.
Das Hochgeschwindigkeitsstreckennetz des TGV besitzt derzeit eine Länge von 2.734 Kilometern und wird als LGV bezeichnet, wessen französische Bedeutung „Lignes à Grande Vitesse“ ist. Es werden sowohl nationale als auch internationale Verbindungen angeboten. Der TGV fährt auf insgesamt neun Hochgeschwindigkeitslinien im französischen Inland.
Im folgenden Kreisdiagramm werden die Hochgeschwindigkeitslinien mit ihrer Länge und dem Anteil am gesamten Hochgeschwindigkeitsstreckennetz dargestellt.
Quelle: Streckennetz, OUI.sncf
In Frankreich gibt es drei maßgebliche Faktoren, die den Bau von Hochgeschwindigkeitsstrecken erleichtern:
- Teure Tunnel- und Brückenbauten aufgrund von topologischen Gegebenheiten können minimiert werden
- Frankreich hat bis auf einige Ballungsräume, dünn besiedelte Gebiete, in denen die Züge auf den Hochgeschwindigkeitsstrecken mit hoher Geschwindigkeit durchfahren können und keine Lärmbelästigung für Bewohner darstellen
- Franzosen dürfen keine Klage bezüglich des Baus von Strecken einreichen, wenn diese im „öffentlichen Interesse“ stehen
2. Zugmodelle
Die TGV-Züge gibt es in verschieden Generationen und Baureihen. Eine Gemeinsamkeit ist, dass alle Züge aus zwei Triebköpfen bestehen. Im folgenden wird auf zwei spezielle TGV-Modelle nähere eingegangen.
TGV Duplex
Der TGV Duplex, der im Jahre 1996 erstmals ausgeliefert wurde, ist ein doppelstöckige Baureihe des TGV. Er wurde entwickelt, um höhere Kapazitäten auf der überbelasteten Strecke zwischen Paris und Lyon sicherzustellen. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 320 km/h und er wird mittlerweile auf allen TGV-Linien eingesetzt. Er bietet mit 516 Sitzplätzen, die größte Sitzkapazität alle TGV-Zugmodelle. Bei dem Zugmodell Ouigo werden sogar 634 Sitzplätze pro Zug zur Verfügung gestellt.
TGV M
Ab 2024 soll das neue Zugmodell TGV M, eine Erfindung der neuen Avelia-Horizon-Reihe vom Hersteller Alstom, eingeführt werden. Diese neue Generation des TGVs soll ein weiterer Schritt in Richtung der nachhaltigen Mobilität sein. Der TGV M soll ein ökologischer Zug sein, da er eine Reduktion der CO2-Emissionen gewährleisten soll und die Mehrheit der Materialien recyclebar sind. Außerdem beachtet das neue Modell ebenfalls die wirtschaftlichen Aspekte. Somit werden Energieverbrauch, Anschaffungskosten und Wartungskosten verringern. Der TGV M bietet durch seine doppelstöckige Bauart eine Kapazität für 740 Passagiere.
3. TGV inOui und TGV Ouigo
Die französische Eisenbahngesellschaft SNCF ersetzt vermehrt die „klassischen“ TGVs mit einer Low-Cost-Variante, dem TGV Ouigo, und einer Premium-Variante, dem TGV inOui. Auf diese Weise möchte sich SNCF im Vergleich zur internationalen Konkurrenz im Hochgeschwindigkeitsbahnverkehr positionieren. Diese beiden Zugarten werden von SNCF Voyageurs betrieben, die eine unabhängige Tochtergesellschaft der SNCF bildet.
TGV inOui
Überblick
TGV inOui ist die Bezeichnung der Premium-Züge der französischen Bahngesellschaft, die seit dem Jahre 2017 in Frankreich verkehren. Die Bahntickets können sowohl online als auch vor Ort erworben werden.
Klassen
In den TGV inOui Zügen gibt es insgesamt zwei Buchungsklassen. In der 2. Klasse befinden sich Sitze mit einer verstellbaren Rückenlehne und Steckdosen. Zwei Sitze müssen sich allerdings eine Steckdose teilen. Außerdem sind die Sitzplätze jeweils mit einer Lampe und einem Klapptisch ausgestattet. Fahrgäste der 2. Klassen können sowohl den Büro-Bereich als auch das Familienabteil nutzen. Es existiert in der 2. Klasse ein Wickelraum und Bereiche für zusätzliches Gepäck der Reisenden.
Die 1. Klasse besitzt größere Sitze mit verstellbaren Rückenlehnen und Steckdosen. Der Reisende besitzt eine große Beinfreiheit und die Sitze sind mit komfortablen Kopfkissen ausgestattet. Zusätzlich sind die Sitzabstände sehr großzügig. Zusätzlich existieren Einzelsitze und genau wie in der 2. Klasse ein Wickelraum. Ein weitere Servicepunkt ist das Servieren von Getränken und leichten Snacks direkt am Platz. In Paris Est und Straßburg gibt es für Reisende der 1. Klasse die Lounge „Salon Grand Voyageur SNCF“, in welchen man die Reisezeit überbrücken kann. Des Weiterem steht Paris-Reisenden unter der Woche ein kostenloser Taxi-Reservierungsservice zur Verfügung.
TGV Ouigo
Überblick
Der TGV Ouigo wurde von der französischen Bahngesellschaft SNCF im Jahre 2013 eingeführt. Die Bahntickets für eine Fahrt können sehr günstig erworben werden. In diesen Zügen gibt es jedoch nur eine Beförderungsklasse mit dem Standard einer 2. Klasse und eine dichtere Bestuhlung ist vorhanden. Der TGV Ouigo befördert Fahrgäste zu insgesamt 39 Zielen in Frankreich.
Service und Ticketpreis
Bei der Buchung eines Tickets können Fahrgäste aus mehreren Optionen wählen und diese dazu buchen.
Für einen Platz mit einer Steckdose, mit der man während der Fahrt elektronische Geräte aufladen kann, muss der Fahrgast eine Gebühr von 2€ zahlen.
Ein Zuschlag von 5€ muss gezahlt werden, wenn der Fahrgast zusätzlich ein weiter Tasche oder Koffer mitnehmen möchte. Reisende dürfen allerding nur bis zu zwei zusätzlichen Gepäckstücken mitnehmen.
Haustiere bis zu sechs Kilogramm können gratis mit dem Fahrgast mitreisen. Wird diese Grenze überschritten, muss eine Fahrkarte zum Haustiertarif für 30€ gebucht werden.
Im Ruhebereich des Zuges sind laute Gespräche und Telefonate nicht erwünscht. Möchte ein Fahrgast einen Sitz in diesem Bereich, muss dieser eine Zuschlag von 5€ zahlen.
Durch einen Aufpreis von 1€ bekommt ein Reisender per SMS Informationen über mögliche Verkehrsstörungen.
Die Kinderwagenmitnahme ist für Fahrgäste kostenlos, solang man diese bei der Fahrkartenbuchung mitangibt und der Kinderwagen beim Einsteigen zusammengeklappt ist.
Kinder, die unter 12 Jahren sind, besitzen einen Festpreis und können ganzjährig für 5€ reisen. Eine Ausnahme sind Fahrten mit Abfahrt in Paris, bei welchen Kinder 8€ zahlen.
Autorin: Luisa Gemsa